Rund um die Bundestagswahl rufen 26 engagierte deutsche Stiftungen aus verschiedenen gesellschaftlichen Spektren in einer gemeinsamen Erklärung politische Akteure und die demokratischen Parteien auf, in einem überparteilichen Konsens entschlossen für den Erhalt fundamentaler Lebensgrundlagen und eine lebendige Demokratie einzutreten. Auch noch unschlüssigen Wähler:innen soll Orientierung gegeben werden. Diese Mahnung sollte gerade auch für die anstehenden Regierungsverhandlungen beherzigt werden.
Die Stiftungen unterstreichen, dass es bereits heute wichtige, im breiten Konsens entwickelte Eckpfeiler einer sozial gerechten, ökonomisch machbaren und ökologisch nachhaltigen Politik gibt, die ausdrücklich nicht zur Wahl stehen sollten. Deutschland habe eine hohe Verantwortung in der Welt und müsse Teil der Lösung der Multikrisen sein. Dafür seien auch glaubwürdige und verlässliche Finanzierungsstrategien nötig.
Der Aufruf wird von den folgenden Stiftungen unterstützt:
- Active Philanthropy
- Andrea von Braun Stiftung
- Aurelia Stiftung
- Cociety (Michael Otto Netzwerk)
- Deutsche Meeresstiftung
- Deutsche Stiftung Weltbevölkerung
- Dorothea Konwiarz Stiftung
- Dorothea-Laura-Janina Sick-Umweltstiftung
- Eirene Stiftung
- Gertrud Frohn Stiftung
- Loki Schmidt Stiftung
- MaLisa Stiftung
- Michael Otto Foundation for Sustainability
- Naturstiftung David
- pax christi-Stiftung
- Robert Bosch Stiftung
- Stiftung Gesunde Erde – Gesunde Menschen
- Stiftung Klimaneutralität
- Stiftung Welthungerhilfe
- Stiftung Zukunftsfähigkeit
- Succow Stiftung
- Umweltstiftung Michael Otto
- Veolia Stiftung
- VRD Stiftung für Erneuerbare Energien
- Werte-Stiftung
- World Future Council
Die gemeinsame Erklärung kann hier abgerufen werden: stiftung-gegm.de/kurs-halten/
Die Unterzeichnenden berufen sich auf fünf Grundpfeiler, denen sich die Bundesrepublik Deutschland verschrieben hat und die nicht zur Wahl stehen sollten. So hat Deutschland:
- das Pariser Klimaabkommen 2015 unterschrieben und sich nach dem Bundesverfassungsgerichtsurteil von 2021 zur Klimaneutralität bis 2045 verpflichtet,
- das Kunming-Montreal Abkommen 2022 zur Artenvielfalt unterschrieben und sich zu umfassendem Naturschutz verpflichtet,
- den Aufbau der Europäischen Union vorangetrieben und setzt ihre Gesetze, etwa den European Green Deal, um, mit dem Ziel Frieden und Sicherheit zu schaffen und Grundrechte und Lebensgrundlagen zu schützen,
- die unantastbare Menschenwürde und unveräußerliche Menschenrechte im Grundgesetz festgeschrieben – dies gilt auch für Menschen, die aufgrund von Notsituationen ihr Land verlassen müssen und in Deutschland Schutz suchen,
- mit der 2030 Agenda der Vereinten Nationen und den Sustainable Development Goals versprochen, partnerschaftlich zur friedlichen, sozial und ökologisch nachhaltigen Entwicklung der Weltgemeinschaft beizutragen und die erforderlichen Mittel für die ärmeren Staaten zur Verfügung zu stellen.
In der Erklärung heißt es: „Dieser Konsens verbindet alle demokratischen Parteien im Kern. Wir raten dringend dazu, diese Themen nicht ideologisch zu instrumentalisieren.”
In diesem für das Überleben der Menschheit entscheidenden Jahrzehnt bräuchte es Handlungsfähigkeit in Deutschland und in der EU, um die dringlichsten Zukunftsprobleme wirkungsvoll, fair und bezahlbar zu lösen.
Stellvertretend für alle Stiftungen werden Rückfragen zur Initiative entgegengenommen von:
Klaus Milke, Vorsitzender der Stiftung Zukunftsfähigkeit:
milke@stiftungzukunft.de
Henning Flaskamp, Kommunikationsleitung bei Stiftung Gesunde Erde – Gesunde Menschen:
h.fl askamp@stiftung-gegm.de
Zitate von Stiftungsverantwortlichen
„Wir haben für den Erhalt unserer Lebensgrundlagen bereits einen Konsens in unserer Gesellschaft gefunden. Den müssen wir uns unbedingt erhalten und weiter verstärken.“
„Klimaschutz und die Verantwortung für eine lebenswerte Zukunft sollten im politischen Diskurs unbedingt wieder im Mittelpunkt stehen.“
„Gesundheit beginnt mit der Luft, die wir atmen, dem Wasser zum Trinken, Pflanzen zum Essen, erträglichen Temperaturen und einem friedlichen Miteinander. Diese Lebensgrundlagen gelten für uns alle heute, und Menschen in aller Zukunft. Nichts davon wird besser, wenn manche so tun, als könnten wir mit Naturgesetzen verhandeln, oder Gesundheit abwählen. Klimaschutz ist Gesundheitsschutz.
„Gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken und Räume für Kooperation zu schaffen gehört zu den ureigensten Aufgaben von Stiftungen. Vor dem Hintergrund der Klimakrise und der notwendigen fundamentalen Veränderungen müssen wir als Stiftungen nicht nur Kurs halten, sondern uns im Sinne einer lebendigen Demokratie noch stärker für einen konstruktiven Dialog einsetzen.”
„Wir brauchen Zusammenhalt, eine offene Gesellschaft und Vertrauen untereinander, um unsere Enkelfähigkeit unter Beweis zu stellen, aber auch globale Gerechtigkeit für die jetzt mit uns lebenden Generationen möglich zu machen!“
„Mit großer Sorge nehmen wir auf der Welt, in den USA und zuletzt auch in Deutschland, Diskursverschiebungen wahr, die Abwertung, Herabwürdigung und Entmenschlichung wieder salonfähig erscheinen lassen. Darin zeigt sich in bedrückender Weise eine Ideologie der Ungleichwertigkeit von Menschen, von der wir die Hoffnung hatten, sie hinter uns gelassen zu haben: Doch die Würde aller Menschen ist und bleibt unantastbar!“
„Klima- und Umweltthemen drohen aus dem Blick zu geraten – zu Unrecht. Denn eine intakte Umwelt ist die Basis für eine zukunftsorientierte soziale und wirtschaftliche Entwicklung. Hier sind wir alle in der Verantwortung.”
„Noch immer gehen 733 Millionen Menschen weltweit hungrig schlafen. Hunger ist eines der größten und lösbaren Probleme der Menschheit. Die neue Bundesregierung hat die Verantwortung, Teil der Lösung dieses Problems zu sein: Sie muss einen Beitrag leisten zur grundlegenden Neugestaltung der Ernährungssysteme, zur Anpassung an den Klimawandel und so zur Verwirklichung des Menschenrechts auf angemessene Nahrung. Wir müssen Kurs halten auf das Ziel ‚Zero Hunger bis zum Jahr 2030‘. Je länger es dauert, desto schwieriger und teurer wird die Lösung.“
„Laut der aktuellen Studie von Climate Works machte die Finanzierung von Klimaschutzmaßnahmen im Jahr 2023 weniger als zwei Prozent der gesamten philanthropischen Spenden weltweit aus. Für mich unfassbar, bedroht doch der Klimawandel alle Lebensbereiche Jahr für Jahr mehr und Klimaschutz ist auch Demokratieschutz. Umso wichtiger ist die Initiative KURS HALTEN. Deutschland muss zu seinem Wort stehen, nur so können wir gewinnen, auch für eine visionäre und transformative Wirtschaft.“